Heute zogen die Kraniche übers Haus, in ordentlicher Formation pfeilgerade Richtung Süden. Wir hören so gern ihre Rufe, sie sind für uns jedesmal ein Gruß von der See, unserer zweiten Heimat. Sie kommen aller Wahrscheinlichkeit nach von den Boddenwiesen, um Zingst herum, wo sie sich im Herbst sammeln zum großen Flug. Auch wir sind dort fast jedes Jahr. An der See finde ich die meisten Geschichten und die besten, an der See ist meine Seele zuhause und mein Denken, auch wenn ich mein Leben in Berlin verbringe.
Wenn die Kraniche nach Süden fliegen wecken sie keine Sehnsucht in mir, doch wenn sie zurückkehren, bekomme ich Heimweh und würde sie gerne begleiten.
Ich habe einmal ein Gedicht geschrieben, dort auf dem Fischland. Den Anfang habe ich jetzt als Titel für mein Blog entwendet:
Fischland-Darß
Alles voller Himmel
der Wind trägt Deine Töne
die Wellen fließen uns
kühl in die Morgen
Kiefern klammern Ausrufezeichen
schräg auf fallende Dünen
hissen weiße Möwenflaggen
bleiben zum Trotz aufrecht
Dünengras zeichnet helle Wege
Wurzeln treiben wie Flaschenpost
vom Leben gefüllt
Tang schlingt Schriftzeichen
auf den Rand der Welt
Ich steige barfuß
auf nasse Wortinseln
vielleicht sind sie bewohnbar
sobald ich sie lesen kann
Der still gewordene Horizont
schmeckt nach Algen
riecht nach Salz und oben
mit den Wolkenquallen ziehen
Flammfarben über die Schaumkronen
Verlorene Schemtterlinge am Flutsaum
Sanddornbeeren zwischen Muscheln
Kranichfedern schreiben Ahnung
neuer Tage und Versprechen
alles voller Himmel
Alles voller Himmel
– ich mag diesen Vers so sehr! Wenn ich ihn nur lese, habe ich sofort „dieses Strandempfinden“ von Salz in der Luft, Möwengeschrei, Meeresrauschen und Himmel vom Ufer bis zum Horizont, Himmel über den Dünen, Himmel über den Wiesen – das flache Land hat ganz eigene Reize…
Schön, dass meine Lieblingszeile auch Titel für Deinen Blog wurde, Patricia