Solche Zeichnungen machte meine Urgroßmutter (Margarethe Johanne Martha, * Rastenburg 29.04.1877 , + Stuttgart12.07.1967, verh.: Rastenburg 10.10.1898 Egon) Sie hatte sogar ein Atelier auf ihrem Gut in Ostpreußen. Viele davon sind nicht erhalten. Um so mehr freue ich mich, dass mir diese jetzt beim Aufräumen des Dachbodens in meinem Elternhaus entgegenflatterte. – Meine Urgroßmutter vergaß über ihrer Kunst ihre Kinder – die wurden von der Erzieherin großgezogen und kannten ihre Mutter kaum, nur als eine „Ferne Dame“. Die Auswirkungen reichten bis in unser Verhältnis zu unserem Vater. Aber wenn ich heute die feinen Blumen betrachte, die so sommerfrisch wirken wie eben gepflückt, und so leicht und liebevoll zusammengestellt, dann hätte ich die „Ferne Dame“ doch gern kennengelernt und hätte ausgiebig in ihrem Atelier gestöbert – und ihr etwas von ihrer „Ferne“ genommen. Zu der sie übrigens, wenn auch nur die Hälfte der Geschichten über ihren Gatten stimmt, den Herrn von „Schloß Boyden“, wahrscheinlich allerhand Grund hatte…
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In the attic I found this little drawing by my Great-Grandmother. I never knew her, but her flowers seem so fresh I feel as if I could walk into her studio any moment and have a chat with her.
Eine feine, hübsche Zeichnung ist das und botanisch sehr genau.
Schade, daß so viel Abweisendes mit der Künstlerin zusammenhängt. Wie gut, daß Du so freundliche Gedanken für sie hast!
Wer so zeichnet, muss eigentlich auch viel Freundliches in sich gehabt haben…
Whao, ein wirklich tolles Bild das du dort gefunden hast. Hätte ich mich auch sehr drüber gefreut so etwas zu finden.
lg Aki
manchmal lohnt es sich den Dachboden aufzuräumen 🙂 vielleicht hast du auch mal Glück. ..
Wirklich sehr spannend… vor allem wenn es die eigenen Vorfahren sind. Toll, das Du das Bild gefunden hast, das wird doch sicher einen besonderen Platz bekommen?
LG, Petra
ja… aber da wo es nicht ausbleichen kann.
Tja, zu der Zeit in dieser Schicht sicher nichts Besonderes. Kühl, distanziert … für die Kindererziehung gab es das Personal. Langweile und vermutlich „Vernunftehe“ kompensiert mit „Kunst“, ob Malerei oder ein wenig Klavier und Gesang. Muss manchmal ein elendes Dasein gewesen sein, als Frau.
ja, ich bin auch nicht neidisch…
Obwohl ich mich bisher eher oberflächlich mit dieser Zeit beschäftigt habe, verbinde ich mit solchen Zeichnungen genau diese familiäre Kühle. Ich sehe dann dunkle Holztreppen und -böden vor mir und irgendwie riecht es nach Bohnerwachs. Warum haben solche Werke wohl keinen Hintergrund, warum sind sie so anatomisch genau, warum herausgerissen aus dem Kontext… Und doch schön! (Fast) alles hat wohl seinen Preis. Die „Ferne Dame“ – gefällt mir (auch als Buchtitel? Cover hättest Du ja grad gefunden! ;)) gut! Liebe Grüße!
Ja, kommt auf meine Ideenliste 🙂 Auch liebe Grüße! 🙂
Unter meinen Vorfahren im 19. Jh. gab es eine Frau, die mit acht oder neun Jahren allmählich begriff, daß der fremde Herr am Eßtisch ihr Vater war.
Und eine meiner Urgroßmütter wurde aufgeklärt mit den Worten „Was die Männer immer davon haben, verstehen wir Frauen ja nicht. Aber wir haben dafür die süßen Kinder.“
Oh. Hmm. Ob sie die Kinder von heute auch so süß finden würde? Aber dafür haben sich andere Dinge geändert 🙂