Die Anemonen meines Dreimal-Urgroßvaters

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Diese gelben Anemonen sind an sich nichts Besonderes – wäre da nicht ihre Geschichte.

Denn sie, bzw. ihre Vorfahren,  stammen aus dem Garten meines UrUrUrGroßvaters Anton Sladeck, der bis 1837 als „Großherzoglicher Fasanenjäger“ die Fasanerie im Forst Webicht östlich von Weimar betrieb, und zwar für „12 Thaler monatliche Besoldung, freyes Quartier, das benötigte Holz zur Beheitzung desselben, eine Livree der herzoglichen Jagd, sowie eine Bier- und Brodstelle.“

Er heiratete Luise Johanne Rosine Giersch, „uneheliche Tochter der Dorothea Friedericka Charlotte Gierschin, gebürtig aus Kahla, zum zweiten mahle in Unehren“.

Die Tochter dieser beiden, Luise (1821-1864), meine Ururgroßmutter, muss mit ihren Geschwistern  zwischen diesen Anemonen gespielt und später manche Arbeit verrichtet haben. Nach dem Mauerfall fuhren wir nach Weimar und suchten die alte Fasanerie im Webicht. Tatsächlich stand sie noch, als eine verlassene Waldgaststätte, in der wir herumstöbern konnten.

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Es liegt natürlich an meiner blühenden Fantasie, aber ich könnte schwören, dass ich ein Echo von Luises Lachen und das Schimpfen ihres strengen Vaters zeitlos im zauberhaften Frühlingswald widerhallen gehört habe.  Von den Anemonen haben wir einige mitgenommen, und sie vermehrten sich fröhlich im Garten meiner Eltern und nun auch in meinem. Es fühlt sich gut an.

Luise sah später so aus:

20130428_174337Sie heiratete meinen Urgroßvater Benjamin Erfurth, Hofkantor und Seminarlehrer in Weimar. Er schrieb ein Buch über die Flora von Weimar und ließ für sich 1849 den Sekretär anfertigen, an dem ich jetzt meine Geschichten entwerfe.

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Beide waren die ersten, die auf dem Familiengrab in Weimar bestattet wurden, das wir auch nach dem Mauerfall gefunden und restauriert haben und wo nun auch mein Vater ruht.

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Nicht zu fassen

Wenn ich noch einmal diesen Spruch von jemandem höre, schreie ich wahrscheinlich:

„Wie schade, dass jetzt alles auf einmal blüht!

Fast jeder, dem ich begegne, gibt diesen Unsinn von sich!  Himmeldonnerwetter  noch mal! Jetzt ist es endlich warm und schön, überall ein Rausch von Bunt und Hellgrün, und nun haben sie wieder was zu meckern gefunden.  Herr, schmeiß Hirn!  Ja, ich weiß auch kaum, worüber ich mich zuerst freuen soll, aber für mich ist das ein Glückszustand und keine Katastrophe. Ich freue mich über jedes Blatt und jede Blüte und ja, über alle gleichzeitig! Und wenn sie verblüht sind, wovor alle soviel Angst zu haben scheinen dass sie gar nicht erst hinsehen, ja dann – stellt euch vor, dann blüht etwas anderes! Es blüht immer etwas bis zum ersten Schnee und darüber hinaus. Und wenn wo nix blüht, kann man etwas pflanzen! Bei mir blüht auch im Dezember und Januar etwas.

Ich frage mich, ob diese Leute alles essen, was auf ihrem Teller liegt, oder ob sie sich beschweren, dass da Kartoffeln UND Gemüse sind?

Blumengruß aus der Vergangenheit/Ancient Flowers

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Solche Zeichnungen machte meine Urgroßmutter (Margarethe Johanne Martha, * Rastenburg 29.04.1877 , + Stuttgart12.07.1967, verh.: Rastenburg  10.10.1898  Egon) Sie hatte sogar ein Atelier auf ihrem Gut in Ostpreußen. Viele davon sind nicht erhalten. Um so mehr freue ich mich, dass mir diese jetzt beim Aufräumen des Dachbodens in meinem Elternhaus entgegenflatterte. – Meine Urgroßmutter vergaß über ihrer Kunst ihre Kinder – die wurden von der Erzieherin großgezogen und kannten ihre Mutter kaum, nur als eine „Ferne Dame“.  Die Auswirkungen reichten bis in unser Verhältnis zu unserem Vater. Aber wenn ich heute die feinen Blumen betrachte, die so sommerfrisch wirken wie eben gepflückt, und so leicht und liebevoll zusammengestellt, dann hätte ich die „Ferne Dame“ doch gern kennengelernt und hätte ausgiebig  in ihrem Atelier gestöbert – und ihr etwas von ihrer „Ferne“ genommen. Zu der sie übrigens, wenn auch nur die Hälfte der Geschichten über ihren Gatten stimmt, den Herrn von „Schloß Boyden“, wahrscheinlich allerhand Grund hatte…

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In the attic I found this little drawing by my Great-Grandmother. I never knew her, but her flowers seem so fresh I feel as if I could walk into her studio any moment and have a chat with her.

Dreifachfreude/Threefold happiness

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Dieser Strauß ist für meine Mutter. Mit ihren 86 Jahren hat sie so tapfer den langen, dunklen Winter überstanden und sich gerade unternehmungslustig einen nagelneuen Apple Computer gekauft, weil ihr der alte zu langsam wurde.  Gefreut hat sich aber auch die thailändische Blumenfrau, die ebenso tapfer den langen, trüben Winter hindurch mit kalten Füßen auf Kunden gewartet hat, die nicht kamen, und die Blüten gegen den Frost verteidigte so gut es ging.  Und auch ich habe mich gefreut, weil zum ersten Mal in diesem Jahr die Sonne auf dem Weg zur Blumenfrau warm auf meine Nase schien.

Es ist gerade soviel Frühling draußen, dass ich mich selbst fühle wie ein Blumenstrauß 🙂

This bouquet is for my mother, who bravely survived her 86th long, dark winter and just bought a new apple computer because she thinks her old one is too slow for her. But it also made the flower lady from Thailand happy, who just as bravely stood outside  throughout Winter with icy feet, waiting for buyers who never came, defending her flowers against the bitter frost.  It also made me happy because on the way to the flower lady the sun shone bright and warm on my  nose for the first time this year. In fact, there is so much sudden spring in the air today it makes me feel like a bunch of flowers myself.

Viktorias blauer Garten (ebook)

Viktorias blauer Garten (ebook)

Ein ebook mit drei Liebesgeschichten:

Auch wenn diese beeindruckende Blüte nicht blau ist, passt sie dazu.

Ich mag Gänseblümchen, Vergißmeinnicht und anderes, was klein, schlicht und bescheiden auf der Wiese wächst. Denn dort verbergen sich die Geschichten.
Ich mag es nicht groß, rosa und gefüllt.
Aber dennoch hat die Blüte dieser Baumpäonie zumindest Respekt verdient!
Zumal ihr Duft wunderschön ist, den ganzen Garten füllt und ihm eine flüchtige traumverlorene Note schenkt.

Sommerfragmente

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So hübsch kann Klee sein.
Ich war ein wenig im Garten stöbern. Aber meine Makroaufmahmen sind alle nichts Rechtes. ich wünschte, es würden sich mal soviele Bücher verkaufen dass ich mir eine einfache Spiegelreflexkamera leisten kann. Vielleicht sogar eines Tages mit einem Makroobjektiv.

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Läuse sind überraschend niedlich.

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Gänseblümchen mag ich nach wie vor am Liebsten.

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Dieser Eulenfalter ist zwar keine Schönheit, aber man sieht gut die Zeichnung der Flügel.

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Die Islandmohnknospe ist wie ein Juwel.

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Und dieses verlauste Sommerfliederblatt wirkt wie ein Insekt.

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Eine Schönheit ist auch diese Kugeldistel

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Rundgang durchs Paradieschen

Heute möchte ich mal wieder zu einem Rundgang durch unser heißgeliebtes Paradieschen einladen, weil es gerade so herrlich blüht. Damit es keine Mißverständnissse gibt: es handelt sich nur um einen wirklich kleinen Berliner Reihenhausgarten. Wir haben nur einfach jede einzelne Ecke ausgenutzt, alles in Eigenbau, mit der Hilfe lieber Freunde, oft aus Resten, und über viele Jahre.

Das ist der Eingang zum Haus:

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Links sieht man den winzigen Ostgarten, wegen der Morgensonne auch Morgengarten genannt, den ich mit Absicht für einige Zeit verwildern lasse; ich brauche ein Stück Wildnis um mich. Da gibt es einen Apfelbaum auf einer Wiese mit hohem Gras, und in dem Baum wuchert eine Rose.

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apfel

Und Brombeeren gibt es auch.

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Hinter dem Haus treten wir aus der Terrassentür in den Südgarten und sehen die „Teetrinkbank“ unter der Zeder. Die Zeder paßt nicht aufs Bild, die ist zu groß. 🙂 Drumherum wachsen Männertreu, fleißige Lieschen und was unbekanntes Gelbes, dahinter steht ein Oleander und auf der Bank der Katzenschwanz, der noch aus meiner „Studentenbude“ stammt.

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Dann treten wir durch den ersten Rosenbogen auf die Terrasse.

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Wenn wir uns hier in den Liegestuhl setzen, haben wir diesen Blick. Ich werde nie müde, ihn zu genießen. Die Zitronen sind übrigens echt.

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Man kann sich aber auch auf die Kaminbank setzen. Wenn wir grillen und der Kamin an ist, ist es von hinten schön warm. Der Blick geht von hier auf das Beet, in dem der kleine Pfirsichbaum steht, sowie Cosmea, Bornholmer und Stockrosen blühen, drumherum Pfennigkraut.

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Rechts von der Bank steht der Brunnen, oben ranken Clematis, Rosen und Dipladenia an einem abgestorbenen Baum, den wir als Blumenständer und Rankstütze benutzen, und weil’s so schön ist hier nochmal ein Detail:

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Blicken wir nach links, sehen wir das Beet neben dem Liegestuhl, in dem eine Solar-Vogeltränke sprudelt und Löwenmäulchen, Lavendel, Islandmohn und Verbenen blühen, dahinter ein Sommerflieder, der bald Schmetterlinge anlocken wird.

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Von der Bank haben wir geradeaus den Blick auf den Hochteich, in dem bald die Seerosen aufblühen werden, etwas verspätet dies Jahr, vielleicht weil der Winter so kalt war.

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Rechts vom Teich geht der Blick zum Gartentor, das zum Nachbargrundstück führt. Das Tor erleichtert gemeinsame Grillabende und gegenseitiges Brot-leihen.

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Wir erheben uns nach diesem Verweilen von der Bank und gehen nach rechts Richtung Westgarten. Vor dem Verlassen des Süd- oder Weißen Gartens blicken wir von hier nochmal zurück auf den Teich. Die Phoenixpalme habe ich vor einem Vierteljahrhundert als kleinen Setzling bekommen.

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Dann treten wir durch den zweiten Rosenbogen in den West- oder Grünen Garten.

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Es eröffnet sich nun dieser Blick:

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Links sehen wir die alte Buchenhecke, die so geschnitten wird, dass sie ein Dach bildet, unter dem man bequem im Schatten sitzen kann.

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Rechts die Grillecke mit dem Kamin, in dem wir manchmal abends ein schönes Feuer machen, vor allem im Herbst, aber auch an langen Sommerabenden.

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Gehen wir weiter, steht links die Schaukelbank im Heckenschatten. Sie ist aus Metall und hat den Vorteil, dass sie nach Regen sofort trocken ist. Setzt Euch, liebe Leser!

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Von hier hat man nach rechts diesen Blick durch den Rosenbogen, durch den wir eben gekommen sind:

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Zoomen wir ein wenig heran, sehen wir den kleinen Weg zur Komposttonne und dem vielen schönen Kaminholz, das alles im Garten angefallen ist, von der Zeder und den Buchen und wildwachsenden „Ahörnern“. Außerdem können wir die wunderschöne Hortensie und die Strelizie bzw. Paradiesvogelblume bewundern, die ich vor 36 Jahren als Samenkorn von den Bahamas mitgebracht habe.

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Geradeaus sieht man noch einen geliebten Sitzplatz:

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Links davon die Romantikecke mit dem Kugelbrunnen unter der Trauerbirke:

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Noch weiter links fällt der Blick auf die Holzterrasse mit der Hollywoodschaukel (hier im „Regenkleid“, daher angeschmuddelt) und dahinter den kleinen Nordwinkel, in dem eine Magnolie wächst, die im Frühjahr wunderschön rot blüht.

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Und ganz links der neu angelegte Steingarten, der noch zuende bepflanzt werden muß. Obendrauf wachsen Freilandbananen und Dahlien.

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Ich hoffe, die kleine Pause im Blumenreich hat Freude gemacht.
Zum Abschluß gebe ich Euch noch eine Blüte mit und wünsche einen guten Weg und einen schönen Tag.

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Glücksmomente

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Heute sind mir beim Gießen im Garten mal wieder viele kleine Wunder begegnet, die mich beglückt haben und vor denen ich mit Ehrfurcht stand.

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Manche haben mir auch ein Lächeln geschenkt. Zum Beispiel ist mir versehentlich dieses extrem indiskrete Foto gelungen:

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Von vorn wurde er zum Alien.

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Diese kleinen Fühler des verblühten Fingerhuts haben es mir auch angetan.

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Und dieser „Sonnenuntergang“

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Diese Malve, die ungeniert der Welt ihre Schönheit unter die Nase hält

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und diese kleine Laus, die hier den Regen von der Mohnblume trinkt:

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Die Kugeldistelknospe gefiel mir auch:

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Und im Haus fand ich dann noch diese kleine Vision einer Fee – oder ist es ein Engel? – in der Orchidee. Natürlich ist sie nicht scharf – Feen bekommt man nicht ohne weiteres scharf.

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Hummel (wirklich!)

Auf diesem Bild ist eine gut getarnte Hummel zu sehen.

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Und das ist die Wiege bzw. die Fabrik für viele viele neue Mohnblumen im nächsten Jahr. In jedem winzigen Samenkörnchen ist die gesamte genetische Information für dieses Wunderwerk enthalten. Ich werde nie aufhören, ehrfürchtig darüber zu staunen.

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Leider gedeihen in meinem Garten nur rosa Mohnblumen, obwohl ich Rosa gar nicht leiden kann. Aber besser als nix. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass hier auch mal ein ganz normaler Klatschmohn vorbeischaut. Der macht ja schließlich auch viele, kleine Samen.

Und aus aktuellem Wetteranlass hier noch eine Sonnenblume – mit Spinnwebe – im Gewitter:

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