Ganz einfach/Simplicity

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1968 war das Leben so einfach. Ein Dach über dem Kopf, Essen auf dem Tisch, jemand zum Spielen und barfuß im Gras.

Heute ist es im Grunde nicht anders. Wäre da nicht die ewige Hausarbeit, weil das Dach größer geworden ist. Und der lästige Papierkram, der zum Erwachsensein gehört.

Aber hey, wozu bin ich Autorin. Ich habe Fantasie. Heute ist der 1. Mai, die Bäume werden endlich frühlingsgrün und die Sonne scheint. Ich stecke den Papierkram, die meisten Verpflichtungen, Behinderungen undwasnichtalles in einen virtuellen Schrank, ziehe den Schlüssel ab und gebe ihn den Fischen im Teich.

Heute lebe ich einfach.

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Life was so simple in 1968. A roof over my head, food on the table, someone to play with, and barefoot in the grass.

Today, there is paperwork and housework because the roof grew and the girl, too. But it’s the first of May and the sun is shining. Today, I’m going to forget the paperwork and all handicaps and be four again and simply live.

Geschenke schrumpfen?/Don’t shrink the gifts

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„Ich bin so froh, dass wir keine Langschläfer sind!“ sagt mein Mann heute früh. „Wenn man den Tag am Anfang anfängt, hat man ein großes Geschenk. Wenn man ihn spät anfängt, hat man ja nur noch ein kleines Geschenk. So doof sind wir nicht.“
Dem ist nichts hinzuzufügen, oder?
Wir wollen die großen Geschenke, schließlich wissen wir nicht, wie viele es davon noch gibt. Warum sie liegenlassen oder klein machen? Nein, so doof sind wir nicht. 🙂
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„I’m so glad we always get up early“, my husband said this morning. „If you start the day at the beginning, you get a big gift. If you start it late, you only have a small gift left. We’re not so stupid.“
He is so right. We appreciate the big gifts. Why shrink them? We never know how many more of them there will be.

Nicht zu fassen

Wenn ich noch einmal diesen Spruch von jemandem höre, schreie ich wahrscheinlich:

„Wie schade, dass jetzt alles auf einmal blüht!

Fast jeder, dem ich begegne, gibt diesen Unsinn von sich!  Himmeldonnerwetter  noch mal! Jetzt ist es endlich warm und schön, überall ein Rausch von Bunt und Hellgrün, und nun haben sie wieder was zu meckern gefunden.  Herr, schmeiß Hirn!  Ja, ich weiß auch kaum, worüber ich mich zuerst freuen soll, aber für mich ist das ein Glückszustand und keine Katastrophe. Ich freue mich über jedes Blatt und jede Blüte und ja, über alle gleichzeitig! Und wenn sie verblüht sind, wovor alle soviel Angst zu haben scheinen dass sie gar nicht erst hinsehen, ja dann – stellt euch vor, dann blüht etwas anderes! Es blüht immer etwas bis zum ersten Schnee und darüber hinaus. Und wenn wo nix blüht, kann man etwas pflanzen! Bei mir blüht auch im Dezember und Januar etwas.

Ich frage mich, ob diese Leute alles essen, was auf ihrem Teller liegt, oder ob sie sich beschweren, dass da Kartoffeln UND Gemüse sind?

Ich bin so reich…/I’m so rich…

…. denn ich habe einen ganzen Garten voller Gold! Und ich bin mir sicher, dass ein Banksafe voller Goldbarren mich nicht so glücklich machen würde. – Als Kind war ich  einen einsamen, traurigen Frühling lang eng mit einer Osterglocke befreundet. Sie hielt lange, denn es war ein kalter Frühling, und wir unterhielten uns jeden Tag. Sie war auch einsam, denn es gab nur eine. Meine Eltern mochten einen aufgeräumten Garten. Damals wünschte ich mir für später einen Garten voller Osterglocken. Im letzten Herbst kaufte mein Mann einen fünf-Kilo-Sack Osterglockenzwiebeln und jetzt ist unser Garten pures Glück. Ich könnte den ganzen Tag darin herumlaufen und sie leuchten sehen und mich mit jeder einzelnen unterhalten!

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… becuase I have a garden full of gold.

Wärme!/Warmth!

Drr Wettermann trägt ein erleichtertes Lächeln. Er hat ein schlechtes Gewissen, weil der Winter so lange gedauert hat. Du kannst doch nichts dafür, lieber Wettermann. Und alles ist wieder gut, weil du etwas von 19 Grad in zehn Tagen erzählt hast und wir uns diesmal doppelt freuen, weil wir so lange Geduld haben musssten. Dann wird es wohl bald so aussehen.

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The Weatherman is happy because Winter will finally leave us in a few days. Winter seemed to be on his conscience, though it wasn’t his fault. Don’t worry, dear weatherman, everything will be green soon and we will be doubly happy because it took so long.

Ganz einfach/Very simple

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Frisch gebackenes Weißbrot, darauf Kräuterquark mit Gartenschnittlauch, darauf Avocado mit dem Saft einer selbstgezogenen Zitrone, und ein Blick auf unverzagte Krokusse im Schnee. Glück kann so einfach sein.
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Freshly baked bread with Avocado and the juice of a homwgrown lemon on top – and a view of brave crocus in the snow. Happiness can be so simple.

Dreifachfreude/Threefold happiness

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Dieser Strauß ist für meine Mutter. Mit ihren 86 Jahren hat sie so tapfer den langen, dunklen Winter überstanden und sich gerade unternehmungslustig einen nagelneuen Apple Computer gekauft, weil ihr der alte zu langsam wurde.  Gefreut hat sich aber auch die thailändische Blumenfrau, die ebenso tapfer den langen, trüben Winter hindurch mit kalten Füßen auf Kunden gewartet hat, die nicht kamen, und die Blüten gegen den Frost verteidigte so gut es ging.  Und auch ich habe mich gefreut, weil zum ersten Mal in diesem Jahr die Sonne auf dem Weg zur Blumenfrau warm auf meine Nase schien.

Es ist gerade soviel Frühling draußen, dass ich mich selbst fühle wie ein Blumenstrauß 🙂

This bouquet is for my mother, who bravely survived her 86th long, dark winter and just bought a new apple computer because she thinks her old one is too slow for her. But it also made the flower lady from Thailand happy, who just as bravely stood outside  throughout Winter with icy feet, waiting for buyers who never came, defending her flowers against the bitter frost.  It also made me happy because on the way to the flower lady the sun shone bright and warm on my  nose for the first time this year. In fact, there is so much sudden spring in the air today it makes me feel like a bunch of flowers myself.

Samenbank

Auf dieser Bank hatte eine Pusteblume Platz genommen. Ich setzte mich neben sie und wir unterhielten uns über Wachsen, ungewöhnliche Wege und besondere Plätze, über Leichtigkeit, Träume und Reisen auf dem Wind. Bei dreißig windstillen Grad lagen uns dichter Flieder- und Maiglöckchenduft zu Füßen. Hinter der blühenden Kastanie über uns schlich sich ein Gewitter an. Mein Gesprächspartner war bereit. Mit der ersten Böe wirbelten die reifen Samen auf, stiegen als helle Funken in den erwartungsvollen Himmel. Ich sah ihnen nach auf ihrem hoffnungsvollen Weg Richtung der Feuchtwiesen am Fließ, wo die Nachtigallen auch am Tag singen und wo ein Paradies für Löwenzahn ist.
Ich bleibe; ich habe mein Paradies gefunden.
Von hier schicke meine Geschichten hinaus, vielleicht wurzelt die eine oder andere in den Gedanken eines Lesers, die wahre Freude aber liegt darin, sie fliegen zu lassen.

Sternenmusik

Gestern nacht war es sternenklar und sogar dunkel, für Berliner Verhältnisse, also viele Sterne und Sternbilder zu sehen, nicht nur der Große Wagen. Eine schmale Mondsichel schwamm hinter der frühlingsgrünen Buchenhecke und lieh ihr ein Schimmern. Es duftete dicht nach Flieder, Maiglöchchen und sommerwarmer Erde. Und dann fingen von unten am Fließ her die Nachtigallen an zu singen, rundum. Es war schon ein bißchen, als ob die Musik und die Sterne zusammengehörten. Und ich als Mensch kam mir recht überflüssig vor. Aber glücklich, lauschen und staunen zu dürfen.

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