Berliner Frühherbst (Gedicht)

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Berliner Frühherbst
(c) Patricia Koelle

Schwüle Schönheiten schwirren durch staubige Straßen
spaßige Sperlinge spitzeln spottend vom Dach.
Schwatzende Spießbürger speisen spontan Spritzkuchen
die schwitzende Stadt spielt schurkig mit sich selber Schach.

Stolze Schornsteine speien ewig schwarze Streifen
anderes schlucken schaurig schmutzige Schächte.
Spekulanten spuken in schmierigen Spelunken
spinnen spät noch schamlos manches Ungerechte.

Scharlachrotes Schlauchboot sorglos auf dem Schlachtensee
schaukelt selig schlafend schief über seichtem Abgrund.
Die Sommersonne ist solchen Sonntags schon im Soll
sachte Sehnsucht ist des Herbstes so schwieriger Fund.

Silberne Samen schweben als sinkende Schätze
salzige Senfgurken schmecken nach schutzlosen Tränen.
Wir schreiben schrankenlos schwerwiegende Schwüre
folgen schweigenden Spuren von schmutzgrauen Schwänen.

Geschenktes Gold (Herbstgedicht)

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Geschenktes Gold
(c) Patricia Koelle

Des Sommers Nachklang leise
liegt flüchtig nun auf Bäumen
die sich voll Farben träumen
auf wunderleuchtend Weise.

Des Jahres helle Reife
füllt meiner Seele Räume
damit ich nichts versäume
und all sein Gold begreife.

Dies schwebt mir leicht zu Füßen
ruft froh zum Tanz im Wind
macht mich spielend neu zum Kind.
Des Himmels Glanz läßt grüßen.

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Herbstputz (Gedicht)

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Herbstputz
(c) Patricia Koelle

Herbst mit längst vergessenem Wetter,
erzählt vom Wandel, nimmt die Blätter
nun schweigend von den müden Bäumen
hoch aus den kühlen, klaren Räumen,
er faltet alles sorgsam bald in Erde,
verspricht, dass einmal Neues werde
aus allem, was daran am Besten.
Er pflückt die Vögel von den Ästen
sie fern in Himmeln aufzuhängen
in ziehend sehnsuchtsvollen Mengen.

Herbst erntet reich Erinnerungen
die mit dem Sommer nicht verklungen
zu einem langen stillen Reifen.
Noch größer wird der Winter sie begreifen.
Sturm wirbelt Farben durch das Denken
lässt uns nicht jeden Drachen lenken
bläst Staub aus dunklen Lebensecken.
Der Regen spiegelt silbern Fluss der Zeit
ein Nebeltraum gibt hoffnungssanft Geleit,
wenn Frost flammt Abendrot gekonnt
und tiefe Wolke löscht den Horizont.

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Scherenschnitt: (c) Hilde Bergmann

Ein Meer aus Licht

Angeregt von einem wunderschönen Foto eines Schmetterlings im Licht und von dem schrägen Sonnenlicht vor dem Fenster ließ ich vorhin meine Übersetzung für die Uni einfach mal liegen und machte mich mit einem bestellten Mauerbuch auf den Weg zum Briefkasten. Ich nahm den langen Weg am fast ausgetrockneten Packereigraben entlang, um das Licht zu suchen. Vielleicht ist es der letzte Sommertag; es sind zweiunddreißig windlose Grad und die Hitze liegt auf dem Herrenholzbecken wie ein Deckel. Ich fand dort so gut wie keine Schmetterlinge – aber ein Meer aus Licht.

Das Licht beeindruckte in den Details und ließ Dinge auch mal von hinten interessant werden
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verwandelte die Wege in ein Märchenland voller wispernder Schatten und leuchtender Versprechen
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glorifizierte noch einmal die Blätter wie zum Abschied
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machte aus der tödlichen Falle, die dieses Spinnennetz eigentlich ist, eine Krone aus feinem Silber
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Hier hatte ich umdrehen wollen, doch das Licht zog mich an als wäre ich die sprichwörtliche Motte auf dem Weg zur Laterne
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Das Fließ führt viel zuwenig Wasser, aber in den nächsten Tagen soll es endlich regnen. Dennoch war es kühl und romantisch am Ufer.
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und dann öffnet sich der Blick in die stille Weite des Herrenholzbeckens.
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Das Gras und Schilf schlägt hier sanfte, glänzende Wellen und die Rohrkolben überragen mich bei weitem (na gut, ist keine Kunst).
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Dieses Gras hat es mir besonders angetan im Gegenlicht
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Die Landschaft ist auf kleinem Raum recht vielfältig da unten. Hier sind verwilderte Stauden sehr hoch geworden vor einem Hintergrund märkischer Kiefern.
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und die von mir so geliebte Goldrute darf auch nicht fehlen. Sie ist übrigens die „State Flower“ meines Geburtsstaates Alabama.
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Einen Schmetterling gab es dann doch noch, im Blutweiderich, aber nur aus der Ferne, auf der anderen Grabenseite.
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Und am Ende des Weges grüßte mich die uralte Weide, mit der ich schon lange befreundet bin, und die im Licht einen Abschiedstanz mit dem aufkommenden abendlichen Sommerwind träumte.
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Spätsommer (Gedicht)

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Spätsommer
© Patricia Koelle

Trockene Blätter schweben, fallen
brüchig braun wie alte Briefe
als ob Erinnerung uns riefe
verstummte Stimmen hallen.

Wenn sich die langen Tage neigen
und abends fremde Winde kühlen
wir plötzlich Dämmerungen fühlen
sollen bunte Drachen steigen.

Die Schwalben sind auf Reisen
Wildgänse rufen in der Nacht
und schnelle Fledermäuse sacht
wie Sehnsucht uns umkreisen.

Frösteln streicht um Häuserecken
aus meinem Denken flüchtet Staub
an Bordsteinkanten flüstert Laub
herbe Düfte Ahnung wecken.

Hoch auf apfelschweren Ästen
spielen feine Nebelschleier
nach der langen Sonnenfeier
kosten wir noch lang von Resten.

In der Blätter bunter Runde
dass sie mit dem Grün nicht fliehe
noch eilig mit dem Kranich ziehe
halt fest mit Dir ich jede Stunde.
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Dieses und andere Gedichte gibt es in diesem Verschenkbuch:
jahreszeitencover

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