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Sommergedanke
Ich liege auf dem Rücken auf der Wiese und sehe die Schwalben durch den Sommerhimmel fliegen. Alles ist so groß und voller Wunder um mich. Ich klebe sicher auf der Haut des Planeten wie ein Magnet an der Kühlschranktür, weil ich von der Schwerkraft gehalten werde. Ist es nicht toll, dass man sich auf etwas so bodenlos verlassen kann, so tief und selbstverständlich vertrauen wie auf die Schwerkraft?
Aber „bodenlos“ kann ausgerechnet dafür nicht das richtige Wort sein. Was ist das richtige Wort?
Goldrausch
Es war zauberhaft gestern am Fließ unten. Die Gräben waren nach all dem Regen so voll wie nie und spiegelten den tiefblauen Herbsthimmel. Kein Wind ging; die goldenen Blätter rieselten ganz lautlos und langsam zur Erde. Peter konnte auch mit, die Wege waren gerade trocken genug für den Rollstuhl, und auch warm genug, denn unter 5 Grad funktioniert er nicht richtig. Kostbar, so kostbar sind diese Tage…
Wer auch so empfindet, für den ist vielleicht das Jahreszeiten-Freu-Büchlein ein schönes Geschenk.
Wo der Himmel wuchs
Wo der Himmel wuchs (Leseprobe aus: Die Füße der Sterne)
(c) Patricia Koelle
„Heute kommt uns die Butterkeksoma nicht abholen“, hatte Wolfgang gesagt, damals, an irgendeinem jener langen Sommertage als wir beide sechs waren und in derselben Klasse. Der kleine Wolfgang, der jeden so gefährlich treffend zeichnen konnte, und der ständig seine winzige Brille von der sommersprossigen Nase nahm, unterwegs irgendwo hinlegte und dort vergaß. „Sie ist jetzt im Himmel!“ Unwillkürlich sah ich nach oben, wo zwei Flugzeuge weiße Linien zeichneten wie die in meinem ungeliebten ersten Schreibheft. „Wie, im Himmel? Ist sie verreist?“
„Sie ist tot“, sagte Wolfgang seelenruhig, putzte seine Brille mit dem Ärmel, klappte sie sorgfältig zusammen und legte sie auf dem Zaun ab. „Ihr Herz hat aufgehört zu schlagen, und jetzt ist sie im Himmel.“
Die Butterkeksoma war Wolfgangs Oma. Sie holte uns beide ab, weil mein Zuhause auf Wolfgangs Weg lag, und immer, wenn sie uns zur Begrüßung umarmt hatte, zog sie mich spielerisch am Zopf, gab Wolfgang einen zärtlichen Klaps und dann bekamen wir einen Keks in die Hand gedrückt. Ich begriff dunkel, dass sie dies nun wohl nie wieder tun würde. Gab es im Himmel überhaupt Butterkekse?
„Stimmt es, dass man in den Himmel kommt, wenn man tot ist?“ fragte ich zuhause meine Mutter. „Wer weiß“, sagte Mutter. „Lass deine Schuhe bitte nicht wieder im Flur liegen!“ Meinen Vater brauchte ich gar nicht erst zu fragen. Er fand, dass Kinder sich über gewisse Dinge keine Gedanken zu machen brauchten. Das hatte ich bisher auch nicht getan. Wohl wusste ich, dass meine Mutter einmal Brüder gehabt hatte, die nicht aus dem Krieg wiedergekommen waren, dafür aber hin und wieder wie Gespenster in einer gewissen Traurigkeit umherhuschten, die sie manchmal befiel. Wenn dieses dunkle und unverständliche Ereignis Krieg nicht gewesen wäre, hätte ich vielleicht sogar Opas gehabt wie manche anderen Kinder. Doch bei uns wurde über Dinge, die man nicht ändern kann, nie gesprochen. Und so dachte ich zunächst tatsächlich kaum über diesen Himmel nach, von dem Wolfgang erzählt hatte. Nur wenn ich Butterkekse aß, fiel er mir gelegentlich ein.
Doch drei Jahre später war es Wolfgang selbst, der in den Himmel kam. Er hatte seine Brille auf einer Schaukel liegen lassen und war vor einen Bus gelaufen. Ich versuchte, ihn zwischen den unruhigen Septemberwolken zu entdecken, doch der Himmel schien furchtbar weit weg.
Seltsamerweise war es mein Vater, der mich zu trösten suchte, indem er mich nachts auf den Balkon mitnahm und mir die Sternbilder erklärte. „Das ist der Große Wagen, dort der Schwan und hier, die Kassiopeia, auch das Himmels-W genannt.“ Es half mir tatsächlich etwas; ich fand, die Sterne schienen ein wenig tiefer und somit erreichbarer als der Himmel bei Tag. Doch das riesige leuchtende „W“ verfolgte mich bis in meine Träume. „Wer weiß?“ schien es zu sagen. „Warum? Wo?“ Offenbar hatte selbst der Himmel offene Fragen. Große Fragen. Ich konnte immer noch nichts mit ihm anfangen, nicht mit dem Himmel der Toten. Mein Himmel war der, in den ich meinen Drachen steigen ließ und gegen meine Vorstellungskraft hoffte, dass Wolfgang sich von oben herunterbeugen und ihn von der Schnur pflücken würde, wenn sie nur lang genug war. Er tat es nicht, und ich begann zu glauben, dass er sich geirrt haben musste.
Doch dann fuhren wir in den Ferien meinen mir bis dato unbekannten Großonkel besuchen, der auf einer Nordseeinsel lebte…
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Sommerträume
Ich mag Winter. Ich mag eiskalte klare Luft und eine Welt, die weich im Neuschnee schläft. Doch je älter ich werde, desto eher beginne ich, mich nach dem Frühling zu sehnen. Heute aber überspringe ich den Frühling und träume aus irgendeinem Grunde von einer meiner Lieblingssommerblumen.
Wenn die Winde blüht, hängt der Himmel voller kleiner Grammophontrichter und ich bilde mir ein, tonlose Musik zu hören, die Musik des Lebens selbst. Auf diesem Foto hing die Blüte zu hoch, sie war dem Himmel so weit entgegengekommen, dass ich sie nicht erreichen konnte. So habe ich sie von unten fotografiert und es wirkt, als sei sie in einem Zwiegespräch mit dem Himmel, das man auch besser nicht stören sollte.
Noch ist der Boden steinhart gefroren und es wird Geduld brauchen, bis ich die Samen am Zaun verstecken kann. Dann muss sie monatelang gegossen und gedüngt werden, bis sie den Himmel erreicht, Zentimeter für Zentimeter. Wir erobern den Himmel zusammen. Teamwork. Ich freue mich darauf. Immerhin ist alles schon da, genetisch gespeichert in einer streichholzkopfgroßen Kugel. Die Blume muss sich den Kopf nicht zerbrechen, sie kennt ihre Aufgabe. Fast bin ich ein wenig neidisch. Vielleicht muß ich mir aber auch nur ein Beispiel an ihr nehmen und warten, um dann Stückchen für Stückchen voranzukommen.
Kein Staub im Himmel
Gestern hat es geregnet. Bei minus vierzehn Grad. Ich habe mich sehr gewundert, wie das sein kann, bis die Wetterfrau es erklärte: der Himmel war zu sauber! Zwar wußte ich, dass Schneeflocken sich nur um kleine Partikel herum bilden können. Die zauberhaften, zarten Kristalle brauchen eine Basis aus Schmutz, auf der sie wachsen können. Die Philosophie dahinter hat mir schon immer gefallen. Aber dass der Himmel über Berlin zu sauber für Schnee sein könnte, darauf bin ich nicht gekommen (ob meine Mutter dort war, Staub wischen?) Und das, obwohl sein tiefes, kaltes Leuchten dieser Tage durchaus so wirkt. Ich mag die Klarheit dieses Eiseskälte, obwohl sie mir auch ein wenig unheimlich ist. Unsere Rohre sind alt, die Heizung auch, ob sie wohl durchhalten? Und die tropischen Pflanzen draußen im Schuppen – ob die kleine Heizung das schafft? Unsere Jalousien krachen verdächtig, sie befinden sich ohnehin in der Auflösung. Und auf dem Flachdach birst ab und zu mit einem Knall eine Eisscholle. Obwohl ich im Herbst oben war und die Abflüsse von Laub befreit habe, muß doch wieder eine Pfütze oben gestanden haben.
Aber das helle Strahlen und Funkeln jedes Zweiges ist einfach unwiderstehlich. Solche Klarheit wünsche ich mir in meinem Leben, meinen Gedanken – und tatsächlich, irgenwie scheint sie abzufärben. Alles wirkt ein bißchen einfacher. Mir wird deutlicher, was mir am Wichtigsten ist, und dass ich mehr dafür tun muß und mich nicht so mit Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten aufhalten. Vielleicht schaffe ich dies Jahr das, was ich wirklich will. Vorerst aber genieße ich das Wetter. Für Peter ist es allerdings schwer, er kann mit dem Rollstuhl überhaupt nicht raus, denn bei den Temperaturen gibt der Motor sofort den Geist auf. Aber wir haben es uns drin besonders gemütlich gemacht. Geist und Seele ruhen sich aus, machen Winterschlaf mit der Welt zusammen, und unter der eisigen Decke rühren sich schon die Schneeglöckchen, und die Ideen für das neue Jahr.
Der Himmel ist gut wie er ist
Silberblau steigt vor dem Küchenfenster der Morgen über den Horizont. Der Himmel ist kristallklar und noch höher als sonst. Gänse ziehen Richtung Süden, eine pfeilförmig geordnete Gruppe nach der anderen. Sie erzählen von kommender Kälte – genau wie der Wetterbericht. Darum bringe ich nachmittags die Kübelpflanzen in den Schuppen. Bis jetzt haben sie alle noch geblüht, die Engelstrompete und der Hibiskus und die Malve und ungefähr vierzehn andere. Die Tomaten und Erdbeeren trugen noch eine letzte Frucht und die Zitronen und Mandarinen sind alle reif geworden, in einem kleinen Garten in Berlin im November.
Inzwischen aber ist der Himmel tief und grau, ein frischer Wind jagt dichte Wolken und ein paar Möwen vor sich her. Die Möwen sind ein lieber Gruß von der See, auch wenn diese nur vom Seggeluchbecken im Märkischen Viertel stammen.
Der Nachbar steht im Garten und jammert. „Was für ein olles Wetter“, beschwert er sich, „und es ist zu kalt und die Tage sind zu kurz.“ Zu kurz wofür denn? Sie haben immer noch vierundzwanzig Stunden, die man mit Leben füllen kann. Und er geht auch im Sommer nicht zwölf Stunden spazieren. Auch die Verwandten jammern über die Novemberstimmung und den grauen Himmel. Sie wären lieber in Thailand, in Afrika, auf Gran Canaria. Als gäbe es den Himmel nur dort, als wäre unserer verschwunden, nur weil er nicht mehr blau ist! Das Schöne am Himmel ist, dass man ihn überall und immer trifft – und siehe da, nicht nur im Rest der Welt, sondern auch genau hier. Ich streite mich spielerisch mit dem Wind um die gefallenen Blätter, die goldenen Himmelskonfetti, die ich in die Laubsäcke zu stopfen versuche, und bin glücklich. Ich mag auch den grauen Himmel, ich lese doch auch nicht immer nur dasselbe Buch. Und ich wende mich auch von keinem Freund ab, nur weil er mal finster dreinschaut!
Der graue Himmel erzählt von Sturm, der frische, saubere Luft in die Stadt und neue Gedanken ins Hirn bläst, von Schneespaziergängen und gemütlichen Winterabenden voller Kerzenlicht und Zweisamkeit. Dass wir noch zusammen sein können, Peter und ich, und all das erleben dürfen – was brauchen wir dafür blauen Himmel? Wir wollen jede Sorte Himmel in unserem Leben, keinen davon versäumen! Der Himmel ist gut so, wie er ist. Was müssen wir in andere Länder, wenn doch dieses Stückchen Erde hier jeden Tag anders aussieht, riecht, schmeckt, spricht? Trotz Peters Rollstuhl und Beatmungsgerät, trotz ungewisser Zukunft sind wir, scheint mir, gesünder als diejenigen, die ständig unter Fernweh leiden. Jeder Tag ist vom Schicksal nur geliehen – es kommt uns nicht in die Tüte, einen davon ungenutzt zurückzugeben, nur weil der Himmel grau ist.
Die dahinjagenden schwarzgrauen Wolken erzählen mir auch von lange verstorbenen Freunden. Da war jene alte Dame, die aus Russland stammte und mir mit fast hundert Jahren erzählte, wie sie bei solchem Himmel als langhaariges Kind auf der zugefrorenen Newa Pferdeschlittenfahrten genoss. Wenn sie sprach, sah man die schweren Wolken mit den Pferden um die Wette jagen, hörte man die Schlittenglocken, das Stöhnen des Eises unter den Hufen und das Lachen eines Mädchens aus einer anderen Zeit. Sie schrieb immer noch wunderbare Gedichte darüber und hatte Augen und ein Lächeln, dass ich nie vergessen werde, weil es bewies, dass man auch mit hundert nicht alt sein muss.
Ich denke auch an einen toten Freund, der mein Leben geprägt hat und der mich just an einem solch grauen Novembertag anrief und fand, es wäre genau der richtige Tag um eine Dampferfahrt und ein Picknick zu machen, was sich als wahr erwies. Ihm habe ich in meiner Geschichte „Der Engel am Ende des Himmels“ (in: “Weihnachtsgeschichten“) ein Denkmal gesetzt, eine Geschichte, die es ohne Winterhimmel nie gegeben hätte. Auch viele andere Geschichten der Autoren in diesem Buch kommen nicht ohne Winterwetter aus. Und in „Weihnachtsgeschichten Band 3“ gibt es sogar eine Geschichte, die erklärt, warum Regen an Weihnachten viel wunderbarer sein kann als Schnee. Diese Geschichten können aber manch dunklen Vorweihnachtstag heller machen für diejenigen, die sich mit einem grauen Himmel beim besten Willen nicht anfreunden können. Wer die Tage zu kurz findet, kann sich über lange Abende freuen – zum Beispiel zum Lesen.
Mein Garten sieht nun kahler aus ohne die Zitronenbäume und Blätterhaufen, aber dafür hat der Himmel mehr Platz: aus dem Fenster ist freiere Sicht. Davor steht eine Solarlaterne, in deren Licht bald die Schneeflocken tanzen werden.
Außerdem blühen ungeniert der Winterjasmin und der duftende Schneeball, und auch die Zaubernuss wird sich bald öffnen. Wenn die Vorübergehenden den Winterjasmin blühen sehen, halten sie ihn für eine Forsythie und denken, ich hätte irgendwie gemogelt. Die meisten halten es einfach nicht für möglich, dass es hierzulande Blumen gibt, die auch bei Frost und Schnee völlig unbeirrt Blüten tragen. Ja, das Gelb des Winterjasmins läuft vor dem grauen Himmel erst zu richtig großer Form auf. Warum diese Pflanzen zu dieser Zeit blühen, habe ich in meiner Geschichte „Der heilige Strohsack“ (in „Der Weihnachtswind“) erzählt. Schuld ist nämlich ein ganz normaler, armer kleiner Junge der zur Zeit Christi Geburt hoch oben im Norden lebte…
Jetzt regnet es, und das freut mich, denn der Boden ist trocken, die Erde durstig, und wenn der Frost kommt, ist das nicht gut für sie Wurzeln. Außerdem füllt der Regen den Teich, so dass die Fische sicher sind und auch eine Eisschicht überleben können. Ich hätte das sonst mit dem Schlauch machen müssen, aber der Himmel ist so zuvorkommend und tut es von selbst. Jetzt ein schöner Regen, und wenn der Himmel dann sein Versprechen hält und es in ein paar Tagen schneit, dann gehen wir spazieren und Peter malt mit den Rollstuhlrädern fröhliche Kringelspuren, die verkünden: Der Himmel ist gut so, wie er ist.
——–
Drachen am Himmel
Heute war es doch noch einmal warm, dreiundzwanzig Grad, ein Tag wie vom Sommer liegen gelassen. Herbst ist und bleibt meine Lieblingsjahreszeit. So wie ich melancholische Musik mag mag ich auch die Wehmut und Klarheit dieser Tage, mit dem Gefühl man müsse jede Sekunde noch ausnutzen, glücklicher und gründlicher Zeuge dieses glorreichen, trotzigen, vergänglichen Farbenrausches sein. Wir waren Drachen steigen lassen: auch mit vierundvierzig und neunundfünzig sind wir über solche Kindereien nicht hinaus. Es ist einfach schön, diese Verbindung zum Himmel, die Einigkeit mit dem Wind, das drängende Flattern in immer größere Höhen, das Spiel mit den Abstürzen und dem erneuten Aufstieg.
In meiner Geschichte „Wo der Himmel wuchs“ kommt auch der Drachen vor:
„Heute kommt uns die Butterkeksoma nicht abholen“, hatte Wolfgang gesagt, damals, an irgendeinem jener langen Sommertage als wir beide sechs waren und in derselben Klasse. Der kleine Wolfgang, der jeden so gefährlich treffend zeichnen konnte, und der ständig seine winzige Brille von der sommersprossigen Nase nahm, unterwegs irgendwo hinlegte und dort vergaß. „Sie ist jetzt im Himmel!“ Unwillkürlich sah ich nach oben, wo zwei Flugzeuge weiße Linien zeichneten wie die in meinem ungeliebten ersten Schreibheft. „Wie, im Himmel? Ist sie verreist?“
„Sie ist tot“, sagte Wolfgang seelenruhig, putzte seine Brille mit dem Ärmel, klappte sie sorgfältig zusammen und legte sie auf dem Zaun ab. „Ihr Herz hat aufgehört zu schlagen, und jetzt ist sie im Himmel.“
Die Butterkeksoma war Wolfgangs Oma. Sie holte uns beide ab, weil mein Zuhause auf Wolfgangs Weg lag, und immer, wenn sie uns zur Begrüßung umarmt hatte, zog sie mich spielerisch am Zopf, gab Wolfgang einen zärtlichen Klaps und dann bekamen wir einen Keks in die Hand gedrückt. Ich begriff dunkel, dass sie dies nun wohl nie wieder tun würde. Gab es im Himmel überhaupt Butterkekse?
…Drei Jahre später war es Wolfgang selbst, der in den Himmel kam. Er hatte seine Brille auf einer Schaukel liegen lassen und war vor einen Bus gelaufen. Ich versuchte, ihn zwischen den unruhigen Septemberwolken zu entdecken, doch der Himmel schien furchtbar weit weg.
Seltsamerweise war es mein Vater, der mich zu trösten suchte, indem er mich nachts auf den Balkon mitnahm und mir die Sternbilder erklärte. „Das ist der Große Wagen, dort der Schwan und hier, die Kassiopeia, auch das Himmels-W genannt.“ Es half mir tatsächlich etwas; ich fand, die Sterne schienen ein wenig tiefer und somit erreichbarer als der Himmel bei Tag. Doch das riesige leuchtende „W“ verfolgte mich bis in meine Träume. „Wer weiß?“ schien es zu sagen. „Warum? Wo?“ Offenbar hatte selbst der Himmel offene Fragen. Große Fragen. Ich konnte immer noch nichts mit ihm anfangen, nicht mit dem Himmel der Toten. Mein Himmel war der, in den ich meinen Drachen steigen ließ und gegen meine Vorstellungskraft hoffte, dass Wolfgang sich von oben herunterbeugen und ihn von der Schnur pflücken würde, wenn sie nur lang genug war. Er tat es nicht, und ich begann zu glauben, dass er sich geirrt haben musste. “
Die ganze Geschichte gibt es in „Die Füße der Sterne“ zu lesen:
Herbsthimmel
Nach so einem Spaziergang zuhause mit einem guten Buch und einem Tee zusammenrollen – ein Tag kann schöner nicht sein.