
Gewißheit
Ich trage einen Raum in mir
in dem ich stehe, alles finde,
wo ich mich stetig heller binde
noch an das große Leben hier.
Die Tür ist hölzern und verwittert
die Klinke kunstvoll schmiedeeisern
die Schwelle zwischen zarten Reisern
nie unter einem Schritt erzittert.
Im Innern Wände silberweiß
ganz im Quadrat. Darüber liegt
die sanft gewölbte Decke, biegt
den weit zum Himmel offnen Kreis
in dem mal Stern, mal Wolke schwebt
so mit mir hohe Stille teilt
von deren Kraft hier nichts enteilt
mich den Moment aus allem hebt.
In einer Ecke schimmert Schnee.
Er rundet Kanten, kühlt das Brennen
in mir und scheint mich gut zu kennen:
fließt endlich tauend in die See –
denn in dem Winkel gleich daneben
da rauschen sommerlich die Wellen
und tragen salzig mich und stellen
mir neue Weichen, spülen, geben
den Herbst mit fordernd neuen Farben
mit Wind auf regenfeuchtem Feld
der klare Rausch mich ewig hält
der Spinne Netz heilt meine Narben
in dritter Ecke. In der vierten
birst Frühling aus den kahlen Ästen
und wendet grünend leicht zum Besten
was dunkel schien an ungenierten,
zu lauten Zweifeln, innerm Streit:
all dies wohnt stets zu gleicher Zeit
und niemals unerreichbar weit
tief unter der Zerrissenheit.
Dort leuchtet in des Zimmers Mitte
Aufrecht und warm auf altem Stamme
die flackerlose Kerzenflamme
sie ist mir Trost und ist mir Bitte.
Nicht immer kannte ich die Pforte.
Der Schlüssel ist, wie ich mir dachte
die gern verpönte und belachte
Selbstdisziplin. Sie führt zum Orte
an dem ich suchend oft verweile,
den ich geschaffen und gewonnen,
in dem ich alles hab vernommen
den ich mit EINEM Menschen teile.
Er sei dort schweigend eingeladen
zum Wandern, Bleiben, sich erfrischen,
um schwere Karten neu zu mischen
auf froheren Gedankenpfaden,
mag heilen, stumm Gespräche führen.
Wird er dort sein, ich werd’s nicht wissen.
Er wird mich auch wohl kaum vermissen –
und dennoch Bleibendes berühren.
(c) Patricia Koelle
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